
Wasserwerk in Prießnitz.
Versorgungsverband Grimma-Geithain kooperiert mit Hainichen und Leipzig / Höhere Versorgungssicherheit für Pomßen
Um in Notfällen und Ausnahmesituationen in Zukunft noch besser gewappnet zu sein, hat die Verbandsversammlung des Versorgungsverbandes Grimma-Geithain (VVGG) im Mai maßgebliche Entscheidungen getroffen. „Es geht darum, die Versorgungssicherheit unserer Anschlussnehmer auch mittelfristig jederzeit auf hohem Niveau gewährleisten zu können“, unterstreicht der Geschäftsführer des VVGG. Und das werde in Zeiten des Klimawandels, lang anhaltender Trockenperioden, großer Hitze und eines entsprechend erhöhten Wasserbedarfs immer herausfordernder.
Deshalb schloss der Verband jetzt mit dem Zweckverband Kommunale Waserver- und Abwasserentsorgung „Mittleres Erzgebirgsvorland“ (ZWA) einen neuen Wasserliefervertrag, der den seit 2005 existierenden Vertrag ersetzt. Außerdem brachten die Bürgermeister der Mitgliedskommunen eine Zusammenarbeit mit den Kommunalen Wasserwerken Leipzig (KWL) auf den Weg.
Zusammenarbeit mit dem ZWA in Hainichen
Im Mittelpunkt der Kooperation mit dem ZWA steht das Wasserwerk Rathendorf. Die Anlage lieferte bisher jährlich rund 50 000 Kubikmeter Wasser an den benachbarten Verband im Landkreis Mittelsachsen. „Diese Menge haben wir jetzt zu unserer eigenen Verfügung“, sagt Lutz Kunath. Während der bisherige Vertrag die Wasserlieferung des VVGG an die zur Stadt Penig gehörenden Ortsteile Obergräfenhain und Langenleuba-Oberhain geregelt hat, sei man nun übereingekommen, dass der ZWA die beiden Ortsteile wieder aus eigenen Ressourcen versorgt.
Doch der jetzt geschlossene Vertrag beinhaltet noch mehr: nämlich die gegenseitige Wasserlieferung in Not- und Krisensituationen. Man habe die Richtung der Versorgung gewissermaßen umgekehrt: Seit Mai liefert der ZWA permanent eine kleinere Menge Wasser in Richtung Wasserwerk Rathendorf. Mit dem Vorteil, dass das Wasser in den Leitungen ständig im Fluss ist, sodass eine Verkeimung durch längere Stillstandszeiten im Versorgungsnetz vermieden wird. Der entscheidende Vorteil liegt aus Sicht des VVGG darin, dass diese Menge bei Bedarf steigerungsfähig ist: auf derzeit bis zu 150 Kubikmeter täglich. Perspektivisch ist sogar von bis zu 250 Kubikmetern die Rede.
„Für beide Verbände ist das ein großer Schritt nach vorn“, betont Lutz Kunath, da die Versorgung in Not- und Krisensituationen in beide Richtungen möglich sei.
Kooperation mit den Kommunalen Wasserwerken Leipzig
Eine ebenfalls weitreichende Entscheidung betrifft die Kooperation mit den Kommunalen Wasserwerken Leipzig. Von dort kam die Anfrage an den VVGG, ob man neben Rohrbach künftig auch Belgershain mit Trinkwasser versorgen könne. Hintergrund ist, dass die KWL ihr Wasserwerk in Belgershain innerhalb der nächsten fünf Jahre stilllegen wollen. „Da unsere Ressourcen im Wasserwerk Prießnitz aber auch begrenzt sind, mussten wir diese Entscheidung sehr genau überlegen und abwägen“, informiert Lutz Kunath.
Nun will man die künftige Wasserversorgung sowohl für Belgershain als auch Otterwisch und Pomßen im Gebiet des VVGG gemeinsam auf ein stabiles Fundament stellen. Hinzu kommt eine höhere Absicherung im Störungsfall. Das setzt nicht zuletzt voraus, dass beide Seiten ihr Versorgungsnetz ausbauen. So werden die Kommunalen Wasserwerke Grimma-Geithain auf 2 700 Metern Länge zwischen Großsteinberg und Pomßen (beide Gemeinde Parthenstein) eine komplett neue Trinkwasserleitung bauen. „Wir wollen 2026/27 mit den Arbeiten beginnen“, kündigt Lutz Kunath an und ist der festen Überzeugung: „Das ist gut angelegtes Geld.“
Bisher besteht zwischen beiden Orten keine Verbindung, sodass Großsteinberg ausschließlich über das Wasserwerk Grimma und Pomßen nur von Prießnitz aus versorgt werden konnte. Nun entsteht ein Ringschluss zwischen den beiden wichtigsten Versorgungseinheiten im Verbandsgebiet, was in Zeiten des Klimawandels und knapper werdender Ressourcen immer wichtiger werde, weiß der Geschäftsführer.
Im Gegenzug bauen auch die Leipziger einen neuen Leitungsabschnitt, um die Schließung des Wasserwerks Belgershain zu kompensieren. Damit kann Otterwisch perspektivisch und bei Bedarf auch über die Druckerhöhungsstation Fuchshain der KWL versorgt werden.
Doppelte Absicherung aus zwei Wasserwerken
Für Lutz Kunath bietet dieser Vertrag großes Potenzial für die Zukunft: „Zum einen können wir damit einen Versorgungsring bewirtschaften und eine Insellösung abschaffen.“ Die Leitung zwischen Pomßen und Otterwisch sei alt und entsprechend anfällig für Rohrbrüche. Umso wichtiger, dass die „Insel“ Pomßen künftig aus zwei Richtungen versorgt werden kann; aus den Wasserwerken Grimma und Prießnitz. „Zum anderen sind wir damit in der Lage, auch Belgershain mit unseren Ressourcen zu versorgen.“ Doch das sei noch Zukunftsmusik. Erst müssten die entsprechenden Investitionen erfolgen.
Die geschlossenen Verträge haben auch Auswirkung auf die Überarbeitung der Wasserversorgungskonzeption des VVGG, die bis zum Jahr 2030 zu erfolgen hat. Dies gilt im Hinblick auf die zu bilanzierenden Wassermengen und Wasserdargebote.