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Wasserwerk Prießnitz: Ein kleiner, feiner Unterschied

Ein kleiner, feiner Unterschied

Baufortschritt und damit der Start des Probebetriebes am neuen Wasserwerk Prießnitz verzögert sich etwas / Biomasse muss erst heranwachsen

Der für Mitte Juli geplante Probebetrieb des neuen Wasserwerkes Prießnitz wird sich verzögern. “Seit dem Start der Baumaßnahme im Juni 2017 gab es keine nennenswerten Verschiebungen im Ablauf. Die Gewerke arbeiteten zuverlässig, der Neubau machte sichtbare Fortschritte. Nun geraten wir mit unserem Zeitplan ein wenig in Verzug”, informiert Daniel Lüdke, Bereichsleiter Investitionen bei der Veolia Wasser Deutschland GmbH. Veolia ist seit vielen Jahren Betriebsführer des Versorgungsverbandes Grimma-Geithain und betreut diese Maßnahme als Projektsteuerer.

Es ist seit Jahren die mit Abstand größte Baustelle im Verbandsgebiet. Die Kommunale Wasserwerke Grimma-Geithain GmbH investiert hier rund fünf Millionen Euro. “Mit dem neuen Wasserwerk in Prießnitz sichern wir die Trinkwasserversorgung im Verbandsgebiet auf einem noch höheren Niveau mit einer modernen Anlage für künftige Generationen ab”, sagt Verbandsgeschäftsführer Lutz Kunath.

Daniel Lüdke geht davon aus, dass das Wasserwerk nun Ende August in den mehrmonatigen Probebetrieb übergehen kann – und damit etwa sechs Wochen später als anfangs geplant. “Das ist natürlich ärgerlich, aber bei solch einem Vorhaben mit einer geplanten Bauzeit von über dreieinhalb Jahren, wo jeder Handgriff bis zur letzten Schraube berücksichtigt ist, sechs verschiedene und separat beauftragte Gewerke – vom Gebäuderrichter über Elektro- und Maschinenausrüster bis hin zum Landschaftsbauer – koordiniert werden müssen, auch nicht ungewöhnlich”, relativiert Daniel Lüdke den momenten Verzug im Baufortschritt.

Die Arbeiten verzögern sich einerseits, weil verschiedene Gewerke etwas mehr Zeit beanspruchen, andererseits liegen sie in der Verfahrenstechnik begründet. Hier geht es konkret um die Filteranlage. Dort wird dem Rohwasser erst Eisen, dann Mangan entzogen. Zu diesem Zweck wird ein Filterkies benötigt, den das gewonnene Rohwasser auf dem Weg zum Trinkwasser durchläuft. “Ursprünglich”, schildert Daniel Lüdke, “sollte der Filterkies im neuen Wasserwerk Prießnitz mit dem aus Frohburg geimpft werden. Wir wollten den älteren mit dem ganz frischen mischen. Aber das würde für den zukünftigen Betrieb des Wasserwerkes vermutlich Probleme bringen. Deshalb haben wir nach Rücksprache mit Experten davon Abstand genommen.”

Das Mischen wäre für die zeitlichen Abläufe vorteilhaft gewesen, weil der ältere Kies bereits die notwendige Biomasse enthält. Nun muss diese sich eigenständig im neuen Prießnitzer Wasserwerk entwickeln und heranwachsen; “das braucht seine Zeit”. Wie lange genau, lasse sich nicht abschätzen. Doch es gibt nach Aussage von Daniel Lüdke einen gewichtigen Grund, warum die Kiessorten nicht vermengt werden können: die Korngröße. “Die neuen Filter des Wasserwerkes Prießnitz arbeiten am effizientesten mit Filtermaterial, bei dem die Korngröße etwa einem Millimeter beträgt. Die Körner im Frohburger Filterkies sind etwas größer – etwa 1,6 Millimeter. Das ist das Problem:  Filterkies sollte so homogen wie möglich sein, ansonsten leidet die Filterleistung auf Dauer. 0,6 Millimeter – ein kleiner, aber feiner Unterschied.”

Unterdessen wird weiter am Trinkwasserversorgungsnetz gearbeitet, um das neue Prießnitzer Wasserwerk später als wichtige Anlage für die Wasserversorgung im Verbandsgebiet zu integrieren. Seit dem 15. Juli ist die Kreisstraße Richtung Schönau (von der S11 ausgehend) gesperrt, weil die neu gebaute Leitung umgebunden werden soll. Veolia-Projektleiter Michael Mönicke hofft, dass diese Arbeiten bis Ende der Woche abgeschlossen sind.

In der Straße Am Prießnitzer Wasserwerk beginnt jetzt der letzte Teil der Arbeiten für die neue Versorgungsleitung. “Mit dem ersten Bauabschnitt waren wir Ende 2017 fertig und haben im Frühjahr 2019 mit dem zweiten begonnen, der in mehrere Teilstücke untergliedert ist. Seit Mitte Juli baut die Firma Erdmann aus Mügeln die restlichen rund 1400 Meter bis zum Wasserwerk”, schildert Michael Mönicke. Zeitweise Sperrungen der Straße seien dabei unvermeidlich, kündigt er an.

Insgesamt wurden im ersten Bauabschnitt – beginnend am Frohburger Wasserwerk und etwa auf Höhe des Sportplatzes in Nenkersdorf endend – auf rund 1700 Metern neue Leitungen verlegt. Der zweite Bauabschnitt umfasst insgesamt rund 3900 Meter. Die komplett neue Versorgungsleitung verfügt über einen Außendurchmesser von 250 Millimetern.

Nach erfolgreichem Probebetrieb des neuen Prießnitzer Wasserwerkes und der offiziellen Inbetriebnahme soll bis Ende 2020 das alte Wasserwerk Prießnitz rückgebaut werden. Das Frohburger Wasserwerk wird bereits Ende 2019 vom Netz gehen.